Der mit den Rebstöcken spricht – Lahnwinzer Uwe Haxel, ein Portrait


100 Jahre Lahnweingut Haxel – 100 Jahre Lahnwein in Obernhof


Wir stehen im Februar 2025 im Obernhofer Goetheberg. Es ist frostig kalt, die Rebstöcke sind mit Raureif überzogen, der Himmel ist strahlend blau, ganz unten fließt die Lahn friedlich in ihren Biegungen.
Ich frage den Lahnwinzer Uwe Haxel, exakt das, was ich genau in diesem Augenblick denke: „Warum tut sich euere Familie das seit Generationen an, seit 100 Jahren“? „Was treibt euch bzw. dich an, Jahr für Jahr bei schwierigsten und mitunter lebensgefährlichen Bedingungen Weinbau an der Lahn zu betreiben“?
Uwe Haxels Blick schweift über den Obernhofer Goetheberg in Richtung Obernhof und Kloster Arnstein, auf der gegenüberliegenden Lahnseite.

Eine Antwort bekomme ich von ihm zunächst nicht!

Typisch für diesen eher introvertierten und bescheidenen Menschen und Winzer. Er denkt oft erstmal nach und es kann einen guten Moment dauern, bevor er spricht, antwortet, so, als würde er seine Worte gut abwägen.
Einige Meter weiter oben im Obernhofer Goetheberg, kurz vor den Jahrhunderte alten Weinbergsmauern, fallen dann einige Sätze, die ich hier in einer Zusammenfassung wiedergebe.

1924 gründet der Großvater von Uwe Haxel Heinrich Haxel das Lahnweingut Haxel in Obernhof an der Lahn. Schon seit seinen Kindertagen ist Uwe Haxel in den Obernhofer Weinbergen zu Fuß unterwegs und das soll auch so bleiben.

Kurz und knapp auf den Punkt gebracht, die Sache mit der Tradition und meiner Frage nach dem „warum tut ihr euch das an“?!

Lahnwein aus dem Obernhofer Goetheberg bedeutet Steillage!
Steillage bedeutet im Weinbau harte, gefährliche und mühselige Knochenarbeit. Jeder Tropfen Wein, ganz gleich ob Spätburgunder, Riesling oder Rivaner, muss dem Weinberg vom Winzer durch harte Arbeit abgerungen werden.

Seit nunmehr drei Generationen und 100 Jahren existiert das Lahnweingut Haxel in Obernhof an der Lahn.

Die Erträge hier sind im Vergleich mit Weinanbaugebieten wie z. B. denen Rhein-Hessens eher gering, was u. a. an der Bodenbeschaffenheit in der Steillage des Obernhofer Goethebergs liegt.

Hier kommt Qualität anstatt schierer Masse in das Weinfass.

Scherzhaft sage ich zu Uwe Haxel, als er mir die Neupflanzung seiner Weinreben im Rahmen der kürzlich erfolgten Flurbereinigung zeigt: „Vermutlich kennst du jede einzelne Weinrebe mit Namen, weil du sie so oft siehst, sie erziehst und pflegst bis sie dann nach Jahren den ersten Ertrag bringen?“

Da habe ich wohl einen Nerv getroffen?!
Uwe Haxel beugt sich nach unten, fährt mit der Hand beinahe schon zärtlich über ein „Rebenkind“ und sagt leise, mit einem sanften Lächeln auf seinen Gesichtszügen: „Ja, so ähnlich ist das. Manchmal spreche ich sogar mit ihnen.“

Die Neupflanzung von Rebstöcken im Obernhofer Goetheberg, im Weinberg der Lahnwinzerfamilie Haxel, steht für die Zukunft, für das Weitertragen des Feuers, für den Erhalt und die Bewahrung des Weinbaus an der Lahn, trotz aller Schwierigkeiten, der harten körperlichen Arbeit und der immer vorhandenen Gefahr.

Hinhören und hinschauen muss man bei einem, wie „dem Haxel“, dann – und nur dann – erschließt sich die tiefe Verbundenheit dieses Lahnwinzers zu seinen Weinbergen, seinen Rebstöcken und seinen immer wieder prämierten Weinen.

Das Alles drückt sich oft in einer so ganz anderen Form aus!

Wer sich für die Geschichte und die Historie des Weinbaus an der Lahn interessiert, der hat in dem waschechten Lahnwinzer Uwe Haxel ein wandelndes und lebendiges „Geschichtsbuch“ vor sich!
Uwe Haxel ist bekannt für seine fundierten Kenntnisse und sein unfassbar vielfältiges Wissen bzgl. der Historie und Geschichte des Weinbaus an der Lahn. Nur der, der sich mit dem, was er tagtäglich tut, aufrichtig identifiziert, eignet sich über seine Lebens- und Arbeitsjahre ein solches Wissen an.
Da bin ich mir absolut sicher!!!

Uwe Haxel gehört zu der eher leisen und zurückhaltenden „Sorte“ Mensch und Winzer.

Großspurige Reden und ein sich selbst in den Vordergrund stellen gehört so gar nicht nicht zu seinen Charaktereigenschaften.
Er ist das, was man gemeinhin und absolut zu Recht bodenständig nennt.
So ähnlich verhält es sich mit seinen hervorragenden Lahnweinen.

Der gut ausgebildete Kellermeister und Lahnwinzer Uwe Haxel versteht es vortrefflich, Weine zu machen die durch das, was sie sind überzeugen.
Nämlich bodenständig, das Terroir auf dem sie wachsen und gedeihen hervorragend wiedergebend und ein feines Vergnügen am Gaumen bietend.


Absolut zu Recht werden seine Weine seit vielen Jahren immer wieder ausgezeichnet!

Hätte ich einen Hut, dann zög ich ihn jetzt vor ihm!
Es bleibt zu hoffen, dass den folgenden Generationen der Lahnwein, der Wein von der Lahn aus dem Obernhofer Goetheberg, erhalten bleibt und die Geschichte des Weinbaus an der Lahn fortgeschrieben werden kann.
Fakt ist: Lahnwein, Weine von der Lahn, gibt es nur noch an der Lahn in Obernhof und in den Weinbergen in der benachbarten Gemarkung von Weinähr.
Wie schon erwähnt betreibt die Lahnwinzerfamilie Haxel seit 1924 Weinbau an der Lahn – seit mehr als 100 Jahren!
Dazu fällt mit nur noch eines ein: RESPEKT!!!

Dies ist ein Gastbeitrag von Andy Walther aus Bremberg, wir bedanken uns herzlichst!

Erstveröffentlichung auf Facebook vom 16.02.2025
Von Andy Walther
Fotos © 2025 by Andy Walther


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